Willi kick mal die, mit die Pioto Handschuhe
Heinrich Zille
Kohlezeichnung und Bleistift auf dünnem Japanpapier
Rechts unten signiert und datiert "H.Zille 1924"
Blattgröße: 34,5 x 30 cm
Rahmen: 64,5 x 57,5 cm
Provenienz:
Privatsammlung Wiesbaden
Künstlerbiografie
Heinrich Zille
Heinrich Zille wird 1858 als Sohn des Uhrmachers und Grobschmiedes Johann Zille in Radeburg bei Dresden geboren. Theodor Hosemann, klassischer Meister Altberliner Malerei und Illustrationskunst, prägt Zilles künstlerischen Werdegang nachhaltig. Seit 1877 arbeitet Zille in der "Photographischen Gesellschaft", einer grafischen Werkstatt, die vor allem Gebrauchsgrafik und Trivialkunst produziert. Aus dem selben Jahr datiert seine erste Lithografie. Erste sozialkritische Zeichnungen entstehen. Etwa zu Beginn der 1890er Jahre beginnt der Handwerker Zille seine eigene, ernsthaft betriebene künstlerische Arbeit. Neben dem kontinuierlich wachsenden zeichnerischen Werk entsteht eine immer wieder unterbrochene Reihe von Radierungen zu unterschiedlichsten Themen. Ab 1894 fotografiert er in den Straßen Berlins, auf Volksfesten und in den Ateliers befreundeter Künstler. Er wird selbst Teil der avantgardistischen Kunstszene Berlins, lernt u.a. Max Liebermann, August Gaul und Käthe Kollwitz kennen. 1901 werden seine Arbeiten erstmals in der Ausstellung "Zeichnende Künste" der Berliner Sezession gezeigt, wo er seitdem ständig vertreten ist. Ein Jahr später bestreitet er seine erste Einzelausstellung und wird, protegiert von Liebermann, 1903 Mitglied der "Berliner Sezession". Zille ist in erster Linie als Zeichner für die Publikation tätig, arbeitet für den "Simplicissimus", die "Lustigen Blätter", "Jugend" und "Ulk". Es erscheinen zahlreiche Mappen mit seinen Zeichnungen, so etwa 1905 die Mappe "Zwölf Künstlerdrucke" mit Heliogravüren nach Handzeichnungen und Radierungen, die ihn als einen der besten deutschen Zeichner schnell bekannt macht. Als er 1907 aus der "Photographischen Gesellschaft" entlassen wird, arbeitet er fortan als freischaffender Künstler. Seine Grafiken, stets von hohem technischen Können geprägt, haben zunächst eher privaten Charakter. Erst ab 1907 fertigt er Abzüge älterer Platten für den Kunsthandel und arbeitet an grafischen Zyklen wie "Zwanglose Geschichten und Bilder" oder "Landpartie". 1924 wird er als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste berufen und zum Professor ernannt. Zu seinem 70. Geburtstag wird er mit der Ausstellung "Zilles Werdegang" im Märkischen Museum Berlin geehrt, das zudem 100 seiner Arbeiten erwirbt. Zille stirbt 1929 und wird auf dem Stahnsdorfer Friedhof bei Potsdam beigesetzt.
Seine Werke werden in öffentlichen und privaten Sammlungen in aller Welt aufbewahrt und seit 2002 existiert mit dem Heinrich-Zille-Museum in Berlin auch endlich ein ständiger Ausstellungsort für "diesen Mann, der die reinste Inkarnation Berlins verkörpert" (Kurt Tucholsky).